Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen verfügen über ca. 40.000 Objekte aus allen Teilen der Welt. Der größte Teil davon lagert in Depots und ist der Mannheimer Stadtgesellschaft völlig unbekannt. Bei den Objekten handelt es sich um Kunstschätze, Alltagsgegenstände, rituelle Gegenstände, Waffen sowie Schädel und Gebeine. Erforscht wurden 29 „Benin-Bronzen”. Ebenso etwa 800 Gegenstände aus den Raubzügen Bumillers bzw. Wißmanns in der deutschen Kolonie Ostafrika. Weitere Tausende stammen aus den damaligen Kolonien Kamerun, Namibia, Togo und den Inseln des Südpazifik.
Lange Zeit haben sich weder das Museum noch die Stadt Mannheim mit den kolonialen Kostbarkeiten befasst. Erst in jüngerer Zeit ist es in das öffentliche Bewusstsein eingedrungen, dass die Thematik nicht weiter verdrängt werden kann. Zunächst steht die Rückgabe der geraubten Hofkunstwerke des Königreichs Benin an Nigeria im Mittelpunkt.
Einige deutsche Museen – große wie kleine – haben mit der Restitution begonnen. Sie präsentieren Bilder ihrer Bestände, diskutieren öffentlich mit Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften, setzen sich kritisch mit ihrer Geschichte auseinander. Zu ihnen gehören u.a. das Museum Weltkulturen Frankfurt, das Museum Offenburg, das Lindenmuseum Stuttgart und das MARKK Hamburg. Das RJM Köln hat im Rahmen seiner Ausstellung „resist“ zum Thema Hofkunst aus Benin ein sehenswertes Interview mit der nigerianischen Künstlerin Peju Layiwola veröffentlicht.

Wir wünschen uns, dass die Reiss-Engelhorn-Museen diesen Beispielen folgen. Wir erwarten Veranstaltungen und Ausstellungen zu den unterschiedlichen Teilen der kolonialen „Sammlungen“, ein Zugehen auf Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften und eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Beitragsbild: Schlangenkopf aus Edo im Königreich Benin. Foto Dominik Drasdow, Linden-Museum Stuttgart