Der Arbeitskreis Kolonialgeschichte Mannheim ist im Sommer 2020 entstanden. Uns verbindet die Überzeugung, dass wir HINSCHAUEN müssen auf die Seiten der deutschen Geschichte, die von Gewaltherrschaft, Rassismus und Ausbeutung geprägt waren.
Die weltweite Black-Lives-Matter-Bewegung und die Demonstrationen in Mannheim machten uns noch einmal mehr deutlich, wie dringlich das Thema Rassismus und seine Bekämpfung sind. Wir sind überzeugt, dass wir rassistische Menschenbilder nur bekämpfen können, wenn wir uns mit ihrer Entstehung in der Zeit des Kolonialismus beschäftigen.
Wir wollen mit Recherche und Informationen zur kritischen Aufarbeitung und Diskussion in Mannheim beitragen. Ansatzpunkte dafür bieten folgende Felder der Auseinandersetzung:
- die bereits in Gang gekommene Diskussion um die kolonialistischen Straßennamen in Rheinau-Süd
- Personen wie Seitz, Bumiller und Scipio, die an maßgeblicher Stelle an der Besetzung und Ausbeutung der Kolonien beteiligt waren
- die in den Kolonien geplünderten Kunst- und Kulturgüter in den Reiss-Engelhorn-Museen
- der Anteil der Kolonialwirtschaft am Aufstieg von Industrie und Handel in Mannheim
- das Fortwirken des Kolonialismus bis heute in asymmetrischen Handelsbeziehungen und der ungleichen Verteilung von Ressourcen und Lebenschancen.
Deutschland steht in der Schuld der Menschen, die durch die Kolonialherrschaft nachhaltig geschädigt wurden. Daraus ergibt sich eine Verantwortung, das koloniale Unrecht zu benennen, aufzuarbeiten und sich aktiv gegen jeden Rassismus zu stellen. Wir fordern, dass Deutschland Reparationen erbringt und Kulturgüter zurückgibt.
Mannheim bekennt sich mit der „Mannheimer Erklärung“ zu einem Zusammenleben in Vielfalt. In der Stadt leben auch Menschen aus ehemals kolonisierten Ländern. Erst wenn auch ihre Perspektiven und Erinnerungen einen sichtbaren Platz in der Erinnerungskultur finden, wird der Anspruch Mannheims glaubwürdig.
Wir erwarten von den Verantwortlichen der Stadt und vom Gemeinderat, dass sie in diesem Prozess der Aufarbeitung deutliche antikolonialistische und antirassistische Signale setzen. Die Stadt muss ihre erinnerungspolitische Verantwortung wahrnehmen und sich ihrer kolonialen Vergangenheit stellen.