Er wurde in Berlin als Sohn eines Kameruners und einer Deutschen geboren. Im Alter von einem Jahr verlor er seine Mutter, mit neun Jahren seinen Vater. Sein Vater Theophilus Wonja war auf den Namen Michael getauft worden und führte diesen als Familienname. Als kleiner Junge begleitete Theodor seinen Vater bei der Arbeit in Stummfilmen und in ,Menschenzoos’, wo er im Baströckchen den “typischen Afrikaner“ mimen musste. Diese Rolle habe er „aus vollem Herzen gehasst“, schreibt er in seiner Autobiografie. „Wo ich ging und stand, wurde ich begafft, wildfremde Leute fuhren mir mit den Fingern durch die Haare, rochen an mir, ob ich echt sei, sprachen in gebrochenem Deutsch und in Zeichensprache mit mir“.
Das Jugendamt stellte1929 fest, dass der alleinerziehende Vater mit seinem unsteten Leben seinen Kindern kein „ordentliches Leben“ sichern könne, und brachte die Geschwister getrennt unter. Theodor lebte mit seiner Schwester bis zum achten Lebensjahr in einer Pflegefamilie, wo er gut aufgenommen wurde. Er besuchte die Schule, lernte gern, fand Freunde.
Ab 1933 waren Schwarze Kinder bedroht. Ihre Existenz war nur noch in wandernden Zirkustruppen einigermaßen sicher. Theodor und seine Schwester wurden einer Völkerschau-Truppe übergeben, in der sie schon als Kinder Tag für Tag hart arbeiten mussten und nur gelegentlich Schulen besuchen konnten. Theodor schaffte es trotzdem, ein guter Schüler zu werden, bis er aus rassistischen Gründen gezwungen wurde, das Gymnasium zu verlassen.
1935 wurden Deutsche aus den ehemaligen Kolonien ausgebürgert und als staatenlos erklärt. Seiner 16-jährigen Schwester gelang 1937 die Ausreise nach Frankreich, Theodor blieb als Zwölfjähriger völlig allein zurück in einer lieblosen Familie, die ihn als Arbeitskraft ausnutzte. Zugang zur Konfirmation wurde nur möglich durch das Entgegenkommen eines Pfarrers. Theodor wuchs heran mit täglichen Erfahrungen der Rechtlosigkeit, Diskriminierung und Bedrohung und übte sich in größtmöglicher Unauffälligkeit, um dem KZ zu entgehen. Bereits als 14-Jähriger litt er unter Magengeschwüren. Kontakt mit weißen Frauen durfte er nicht haben. “Da wäre die Sterilisation und eine Anklage wegen Rassenschande gekommen.“
Eine Ausbildung und reguläre Arbeit waren ihm versperrt. Zeitweise kam er als Page in einem Hotel und als Statist oder Komparse in kolonialistischen Filmen wie ,Carl Peters’ unter, die über eine „Exoten-Filmbörse“ vermittelt wurden.1943 wurde er in ein Arbeitslager zwangsverpflichtet. Er litt unter schlechter Unterbringung, Wanzen , Hunger, Magenschmerzen und Schikanen.
Theodor durchlebte das Kriegsende und die Zeit der Besatzung mit großen Entbehrungen und Ängsten. Er schlug sich in verschiedenen Lagern und mit allerlei Arbeiten durch. Eine Zukunft schien auf, als er seine spätere Frau Elfriede kennenlernte. „Wie zwei Kinder, die man in die Welt hinausgeschickt hat“, begann das Paar, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie gründeten in großer Armut in einem winzigen Zimmer eine Familie, für deren Überleben sie ständig ringen mussten. Auch seine Geschwister fand er in dieser Zeit wieder. 1948 wurde bei Theodor Tuberkulose diagnostiziert. Nach kurzem Aufenthalt im Sanatorium ließ er sich entlassen, um zum Familieneinkommen beitragen zu können. Zeitweise fand er Arbeit bei der US-Army. Es gelang ihm, Engagements bei Theatern, beim Rundfunk und bei ersten Fernsehsendungen zu bekommen, jedoch nur mit unregelmäßigen und niedrigen Gagen. 1951 wurde das dritte Kind, 1956 das vierte Kind geboren.
Theodor konnte seine Familie nicht mehr unterstützen, denn 1956 zwang ihn eine offene Tuberkulose zur Arbeitsunfähigkeit und einem zweijährigen Aufenthalt in einem Sanatorium. Danach gab ihm ein Gewerkschaftsstipendium die lang ersehnte Chance, einen Bildungsabschluss zu machen. Ab 1958 studierte er in Hamburg und danach in Paris Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und begann, sich mit der Entwicklung afrikanischer Staaten zu befassen, die ab 1957 die Unabhängigkeit erlangten. Als Afrikanist und Journalist. arbeitete er 10 Jahre lang in Köln. Während seiner journalistischen Arbeit besuchte er afrikanische Staaten, auch Kamerun, das Herkunftsland seines Vaters. Dann wurde er vom BND angeworben und war bis 1987 der „erste Schwarze Bundesbeamte im höheren Dienst.“ Danach arbeitete er wieder als Schauspieler. Es gelang ihm, mit seiner Frau Elfriede und seinen Kindern zusammen zu bleiben. Der Unfalltod Elfriedes 1993 traf ihn „wie ein Weltuntergang“. Eine späte Liebe gab ihm wieder Boden unter den Füssen.
Ab 1985 stand Theodor in Kontakt mit der afrodeutschen Community, war begeistert von ihren Errungenschaften und brachte sich selbst ein. „Mir wurde schnell klar, wie sehr diese jungen Leute, denen man, wie mir früher auch, das ,Baströckchen’ aus den Völkerschauen anziehen wollte und die sich immer noch nach dem Motto ,der nimmt einem von uns den Arbeitsplatz weg’ mit Arbeitgebern, uneinsichtigen Vermietern und Rassisten herumschlagen mussten, positive Vorbilder benötigten.“ Auch im hohen Alter saß er noch in Diskussionsrunden auf dem Podium, hielt Vorträge und las aus seiner 2013 erschienenen Autobiografie vor.
2018 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Alle Inhalte und Zitate wurden der Autobiografie entnommen:
Theodor Michael: Deutsch sein und schwarz dazu. Erinnerungen eines Afro-Deutschen
Gertrud Rettenmaier