Der frühere französischen Fußballstar Lilian Thuram beschreibt in vielen Beispielen Rassismus, globale Machtverhältnisse und die Rolle des Fußballs
“Wir Kinder in Guadeloupe haben nicht über unsere Hautfarbe nachgedacht. Als ich dann mit neun Jahren in meiner neuen Schulklasse in Paris ankam, wurde ich gleich als »Drecksschwarzer« (französisch: sale noir, jW) beleidigt. Auf einmal wurde ich als Schwarzer gesehen. Ich verstand nicht wirklich, was da passierte, aber es verletzte mich.”
Lilian Thuram im Interview mit der Tageszeitung Junge Welt
Lilian Thuram engagiert sich seit langem in der antirassistischen Bildungsarbeit. Im März ist die deutsche Übersetzung seines neusten Buchs in der Edition Nautilus erschienen. Darin beschreibt er anschaulich, wie die europäischen Gesellschaften die Kategorien Schwarz und weiß erfunden haben, um Kolonialismus, Versklavung und Ausbeutung zu rechtfertigen. Bis heute zementiert das weiße Denken Herrschaftsverhältnisse und Ungleichheit in der ganzen Welt. In vielen Beispielen, auch aus seiner persönlichen Erfahrung, zeigt Thuram, wie diese Deutungsmuster funktionieren und wie sie allgemeingültig werden konnten. Thuram bezieht sich auf Frantz Fanon, Aimé Césaire, James Baldwin, Maya Angelou, Toni Morrison und Achille Mbembe. Er appelliert, eingeschliffene Denkstrukturen zu hinterfragen, damit wir uns endlich wieder als Menschen begegnen – und die Krisen der Gegenwart gemeinsam bewältigen.