Die Hafenstadt Mannheim

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Mannheim zu einer blühenden Handels- und Hafenstadt. Folgende Faktoren trugen dazu bei:

  • Die Rheinbegradigung, die den Rhein durchgängig auch für größere Schiffe schiffbar machte. 
  • Die Mannheimer Akte für die grenzüberschreitende abgabenfreie Rhein-Schifffahrt von Rotterdam bis zum Oberrhein.
  • Die deutsche Reichsgründung nach dem Sieg über Frankreich 1871 mit der Einverleibung von Elsass und Lothringen und den Reparationszahlungen Frankreichs an Deutschland.
  • Der Ausbau der Mannheimer Häfen und Fernbahnverbindungen nach Hamburg.
  • Die Industrialisierung und Behauptung Deutscher Kaufleute auf dem Weltmarkt.
  • Der Zugriff auf „eigene“ Kolonien.
  • Der Bau des Suezkanals 1868, der Schiffstransporte aus Asien und Afrika erleichterte und beschleunigte.

Mannheim war als wichtigster Binnenhafen und Eisenbahnknotenpunkt Süddeutschlands ein Umschlagplatz für Importprodukte wie z.B. Metalle, Holz, Kautschuk, Palmöl, Jute, Sisal, Baumwolle, Gewürze, Tabak, Kakao oder Kaffee und ebenso für die Verladung von Exportgütern.

Im Generalanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung, der damaligen Lokalzeitung, berichtet 1903 ein Dr. Schnellbach anschaulich von einem Besuch des Mannheimer Hafens. Er beschreibt Fässer mit Palmöl und Kokosöl und erläutert, daraus werde Seife und Butter gemacht. Die Herkunft dieser Güter interessiert ihn offenbar nicht. Die Verladung von Zement für den Transport nach China kommentiert er wie folgt: „Deutsche Arbeit, deutsche Kraft, ehre die Heimat, besiege die Welt!“ Damals wie heute galt das öffentliche Interesse offenbar dem funktionierenden Handel, der Vielfalt der Konsumgüter und der florierenden Exportindustrie Deutschlands – nicht globalen Zusammenhängen oder der Arbeit von Menschen in anderen Kontinenten.