Der Industriehafen gehört zur Neckarstadt und umfasst ein Gebiet von etwa zwei Quadratkilometern.

Starten wir bei der Diffené – Brücke. Sie ist benannt nach Philipp Diffené, dem früheren Präsidenten der Handelskammer. Er setzte sich stark für den Ausbau des Industriehafens ein. Diffené war 1882 Gründungsmitglied des Deutschen Kolonialvereins in Mannheim. Dessen Ziele waren die Sicherung eines „größeren Anteils am Weltmarkt“ unter deutscher Flagge und die Eroberung von Siedlungsgebieten, um den „Auswanderungsstrom“ in deutsche Kolonien zu lenken. Mehr

Das Gebäude der Firma Cahn & Rheinauer in der Industriestraße 41a. Die Firma richtete Rohmaterialien für die Bürsten- und Besenfabrikation zu und verkaufte sie weiter. Zum Beispiel wurden Wurzelbürsten aus Wurzeln tropischer Pflanzen hergestellt.
Das Unternehmen wurde 1939 „arisiert“. Einer der Gesellschafter war Dr. Fritz Cahn-Garnier. Er war 1948 Mannheimer Oberbürgermeister.
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Die Bettfedernfabrik Kahn & Söhne kam 1854 vom Dorf Steppach bei Heilbronn nach Mannheim. 1906 wurde die große Fabrik mit modernsten Maschinen am Industriehafen in der Industriestraße 35 errichtet. Die Kahns kauften Federn und Daunen in Böhmen, in Russland, Sibirien und China. Auch dieser Betrieb wurde 1938 „arisiert“. Er existierte bis 2004 als Mannheimer Bettfedernfabrik Kauffmann. Mehr

Das Werk der Kautschuk- und Gummifabrik Etablissement Hutchinson wurde um 1900 in der Hansastraße 66 gebaut. Bereits ab 1860 hatte die Fabrik in S 6 Gummiartikel wie z.B. Stiefel, Schläuche und Riemen sowie Vollgummireifen für Benz & Co hergestellt. 1914 arbeiteten hier 1000 Beschäftigte, mehr als die Hälfte davon waren Frauen. Gummi wird aus dem kolonialen Naturprodukt Kautschuk hergestellt. Er war des erste formbare Material, das sich für Waren aller Art eignete. Es gab um 1900 sechs weitere große Gummiverarbeitende Fabriken in MA. Mehr

In der Lagerstraße 9 war von 1913 bis in die 1920er Jahren die „Deutsch-Koloniale-Bananenmühle“. ansässig. Sie stellte ein Bananenmehl her, das als Kinder- und Diätnahrungsmittel verkauft wurde. Das Grundstück gehörte dem Flaschenkisten-Fabrikanten und späteren NS-Oberbürgermeister Renninger.

In der Lagerstraße 11 ist seit den 1950er Jahre die Gewürzmühle Seyfried ansässig. Sie bearbeitete schon seit 1857 in Mannheim Gewürze, die überwiegend aus tropischen Regionen importiert werden. Gewürzewie z.B. Pfeffer wurden bereits über den Landweg der Seidenstraße nach Europa transportiert. Das Interesse an solchen wertvollen Handelsgütern veranlasste die portugiesischen Seefahren zu den ersten kolonialen Eroberungen.

Holzhandlungen: Um 1910 gab es 36 Holzhandlungen in Mannheim, davon 11 am Industriehafen. Damals wurde mehr Holz gebraucht als heute, z.B. auch für Gerüste,als Grubenholz, fürEisenbahnschwellen, für Fässer, Kisten und Holzwolle für den Transport. Tropen- und Edelhölzer waren eine begehrte Ware z.B. für Möbel und Fußböden. Messerschmitt in der Industriestr. 9 bot „alle überseeischen Phantasie- und Luxushölzer“ an. Noch heute wird für die Gewinnung solcher harter oder optisch reizvoller Hölzer Raubbau in Urwäldern und Naturschutzgebieten betrieben. Mehr

Bunge, VDO: Seit 1907 steht die Ölmühle Bunge neben der Kammerschleuse in der Bonadiesstr. 3. Der Zugriff auf koloniale Rohstoffe wie Erdnüsse, Kokos und Palmölfrüchte ließen den Verein Deutscher Ölmühlen zu einer rentablen Ölmühle wachsen. Seit 2002 gehört sie zum amerikanischen BUNGE-Konzern. Das ist der weltweit bedeutendste Lieferant der Nahrungsmittel-industrie. Außerdem ist Bunge ein wichtiger Biodiesel-hersteller. Auch am Industriehafen betreibt er eine Tochterfirma, die Lebensmittel zu Sprit macht. Mehr

Die Grafit-Mühle in der Mühlenstr.5: Grafit gibt es auch in Bayerischen Bergen, aber im damaligen Ceylon war er viel billiger. Von dort importierte Richard Anton Naturgrafit und sicherte sich zeitweise sogar ein Monopol für die Lieferung nach Europa. Das Logo spielt auf die dortigen Arbeits-Elefanten an. Sri Lanka (Ceylon) war und ist reich an Bodenschätzen, u.a.Eisen, Zinn, Mangan, Molybdän, Nickel, Cobalt, Arsen, Wolfram, Tellur, Gold und Edelsteine.

Palmölfrüchte weisen auf die von 1912 bis 2002 in der Friesenheimer Straße 12 ansässige Margarinefabrik Estol hin. Als „Feinste Cocosnuss Butter“ hielt das Produkt Einzug in die Arbeiterhaushalte; die sich „gute Butter“ nicht leisten können. Seit Ende der 1920er Jahre hörte die Estol zum Lebensmittelkonzern Unilever. Bis zur Werks-schließung wurde hier Rama, Sanella, Palmin und Biskin hergestellt. Mehr

Fuchs Petrolub SE in der Friesenheimer Straße 19 entwickelt, produziert und vertreibt mehrere tausend Sorten Schmierstoffe für unterschiedliche Anwendungen, die auf der Basis von Erdöl hergestellt werden. Fuchs ist nicht an einen Mineralölkonzern gebunden.
Um die Beherrschung von Erdölquellen werden seit Beginn der industriellen Förderung in den 1860er Jahren Kriege geführt. Erdöl ist für die gegenwärtige Weltwirtschaft nicht nur als Treib- und Brennstoff sowie Schmiermittel wichtig, sondern auch der Grund-stoff der Petrochemie. Die BASF stellt 90 % ihrer Produkte aus Erdöl her. Mehr

Sackfabrik Blumenstein, Friesenheimer Straße 25.
Für Säcke gab es im Mannheimer Hafen um 1900 enormen Bedarf. Der Grundstoff ist Jute, die sich ertragreich nur in Bengalen anbauen ließ – damals englische Kronkolonie, heute Bangladesch. Durch den Beginn des ersten Weltkriegs erfolgten keine Lieferungen mehr nach Deutschland. Blumenstein entwickelte die Herstellung von Säcken aus Papier. Mehr

Das Tief- und Wasserbauunternehmen Grün und Bilfinger in der Diffene-Straße 12 erhielt 1900 von der Stadt den Auftrag, das nördliche Ufer des Industriehafens zu erschließen und die Diffenébrücke zu bauen. Die Firma errichtete dort ihre Zentralwerkstatt mit einem perfekt ausgestatteten Schiffsanlegeplatz. 1912 entstand auf dem Gelände eine Anlage zur Serienfertigung von Betonpfählen, die über den Rhein u.a. in die Kolonien Ostafrika und Kamerun verschifft wurden, Bilfinger profitierte vom deutschen Kolonialismus durch den Ausbau mehrerer Häfen. Mehr