Theodor Leutwein (1849 -1921) – rassistischer Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika

Theodor Leutwein wurde als Pfarrerssohn im badischen Strümpfelbrunn geboren. Er machte Karriere in der Reichsarmee. Nach Tätigkeiten an diversen preußischen Kriegsakademien trat er 1893 im Rang eines Majors in den Dienst des Auswärtigen Amtes und wurde in die sogenannte Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika überstellt. 1895 übernahm er das Kommando der Schutztruppe, 1898 wurde er zum Gouverneur ernannt. Sein Auftrag war, die deutsche “Machtstellung den Eingeborenen gegenüber unter allen Umständen” aufrechtzuerhalten und zu befestigen.

Leutwein führte eine Vielzahl von bewaffneten Feldzügen gegen die einheimische Bevölkerung, u.a. gegen den Nama-Familienverband der Witbooi unter der Führung von Hendrik Witbooi. Er besiegte diese mit Artillerie und zwang ihnen einen Unterwerfungsvertrag auf, der sie zu militärischer Unterstützung der Kolonialherren zwang. Ein Vertragsabschluss gelang Leutwein auch mit einem Oberhaupt der Herero, der ihm bei der Erkundung des Nordens und bei der Niederwerfung eines Aufstands der Mbanderu / Ost-Herero behilflich war.

In seinen Erinnerungen beschreibt Leutwein, wie er entsprechend seinem Auftrag Dörfer vernichtete und lokale Chiefshinrichtete, die eine bedingungslose Unterwerfung verweigerten. Ende 1894 hatte er Süd- und Zentralnamibia der deutschen Herrschaft unterworfen und den Weg frei gemacht für den zweiten Schritt, den Leutwein in seinen Erinnerungen in aller Offenheit beim Namen nennt: die Übernahme des Landbesitzes durch die Europäer und die entsprechende Verwandlung der Afrikaner in abhängige Arbeitskräfte für weiße Unternehmer.

Nach dem Aufstand der Herero wurde Leutwein im Juni 1904 durch Generalleutnant Lothar von Trotha als Oberbefehlshaber der Truppe ersetzt, der zum Vernichtungskrieg und Völkermord bereit war. Im November desselben Jahres musste er auch als Gouverneur abtreten.

Als Gouverneur führte Leutwein einen Reihe von Verordnungen ein, welche die rassische Privilegienherrschaft vorbereiteten. Leutwein setzte sich dafür ein, dass Eheschließungen von weißen Männern mit schwarzen Frauen nicht offiziell vollzogen wurden, damit die Kinder nicht als Deutsche anerkannt werden konnten. In seinen Erinnerungen reflektierte Leutwein: „Das Endziel jeder Kolonisation ist, von allem idealen und humanen Beiwerk entkleidet, schließlich doch nur ein Geschäft. Die kolonisierende Rasse will der Urbevölkerung des zu kolonisierenden Landes nicht das von dieser vielleicht erwartete Glück bringen, sie sucht vielmehr in erster Linie ihren eigenen Vorteil“.

Während seiner Gouverneurstätigkeit ‘unterstützte’ er das im Aufbau befindliche Völkerkundemuseum der Stadt Freiburg. Er veranlasste Ende 1899 und Anfang 1900 die Verschickung von zwei Sammlungen mit 22 bzw. 50 Gegenständen der Herero und Damara nach Freiburg.

Nach Theodor Leutwein wurde 1935 eine Straße in der IG-Farben-Siedlung in Mannheim-Rheinau-Süd benannt.

Gertrud Rettenmaier

Literatur:

Gutachten von Dr. Bernhard Gißibl und Prof. Dr. Johannes Paulmann (Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz) zu den Namensgebern der Gustav-Nachtigal-Straße, Leutweinstraße, Lüderitzstraße und des Sven-Hedin-Wegs in Mannheim-Rheinau im Auftrag des MARCHIVUMS

Theodor Leutwein: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika. Berlin 1906

Jürgen Zimmerer, Deutsche Herrschaft über Afrikaner, 2001

Jürgen Zimmerer, Von Windhoek nach Auschwitz, 2011