NEUE STRASSENNAMEN ALS SIGNAL GEGEN RASSISMUS UND FÜR VIELFALT
Die nach Kolonialisten und Rassisten benannten Straßen in Rheinau-Süd sollen umbenannt werden. Ein aktuelles Gutachten empfiehlt die Umbenennung der Nachtigal-, Leutwein- und Lüderitzstraße und des Sven-Hedin-Wegs dringend.
Die Entscheidung darüber liegt beim Gemeinderat, denn Straßenbenennungen betreffen das Selbstverständnis der Stadt. Die Anwohner und Anwohnerinnen beanspruchen zurecht Beteiligung. Wir halten darüber hinaus die Beteiligung der gesamten Stadtgesellschaft für wichtig.
Wir appellieren an den Gemeinderat mit der Neu-Benennung ein deutliches Signal gegen Rassismus und für ein Zusammenleben in Vielfalt zu setzen. Nachtigal, Leutwein, Lüderitz und Hedin stehen für Gewaltherrschaft, Rassismus und Ausbeutung. An ihrer Stelle sollen Personen geehrt werden, die heute Vorbilder sein können, weil sie sich gegen Rassismus, für Frauenrechte, für Umwelt- und Klimaschutz sowie für globale Gerechtigkeit eingesetzt haben. Dabei müssen Frauen repräsentiert sein.
Vielfalt sichtbar machen!
Mannheim ist eine Zuwanderungsstadt, in der Menschen aus 169 Nationen beheimatet sind. In der „Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt“ sprechen sich 324 Organisationen und Initiativen für Akzeptanz, Anerkennung und Wertschätzung aller Bewohnerinnen und Bewohner aus. Um die Welt des vielfältigen Miteinander in Mannheim sichtbar zu machen, sollen Straßennamen auch Zugewanderten und Schwarzen Menschen öffentliche Bezugspunkte bieten.
Bei der Umbenennung in Rheinau-Süd sollte der Fokus auf Afrika liegen!
Leutwein, Lüderitz und Nachtigal etablierten die Kolonialherrschaft in Afrika. An ihrer Stelle schlagen wir Personen vor, die mit Afrika verbunden sind. Das sind sowohl Afro-Deutsche als auch herausragende Personen des antikolonialen Widerstands, der afrikanischen Kultur und Politik. Anstelle von Sven Hedin sollte eine Person geehrt werden, die sich für Völkerverständigung und gegen Rassismus eingesetzt hat.
Zur Geschichte der Straßennamen in Rheinau-Süd:
1935 wurden im Sinne der NS-Propaganda in Rheinau-Süd Straßen nach den „Kolonialpionieren“ Peters, Nachtigal, Leutwein und Lüderitz benannt. Ihre menschenverachtende Eroberungspolitik in Afrika passte in die NS-Zeit. Bei der Erweiterung des Stadtteils wurden weitere Straßen nach Forschern und Entdeckern benannt, eine davon 1985 nach Sven Hedin, dessen rassistische Weltanschauung nicht beachtet wurde. 2011 beschloss der Gemeinderat, die Carl-Peters-Straße ohne Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit in Wilhelm-Peters-Straße umzubenennen.
Ein 2020 veröffentlichtes Gutachten des Leibniz-Institut für Europäische Geschichte empfiehlt die Umbenennung der Nachtigal-, Leutwein- und Lüderitzstraße und des Sven-Hedin-Wegs dringend, weil ihre Benennung nicht mit Mannheims Leitbild der Toleranz und Pluralität vereinbar sei.
Wir schlagen für die Neu-Benennung dieser Straßen folgende Personen vor:
- die afrodeutsche Dichterin, Pädagogin, Feministin und Aktivistin May Ayim,
- den Protagonisten des antikolonialen Widerstands in Kamerun Rudolf Duala Manga Bell
- die südafrikanische Sängerin und Kämpferin gegen Apartheid Miriam Makeba,
- den afrodeutschen Überlebenden der NS-Diktatur, Schauspieler und Beamten Theodor Michael,
- den Protagonisten des antikolonialen Widerstands in Südwestafrika Jakob Morenga,
- die namibische Kämpferin gegen das südafrikanische Apartheidregime Anna Mungunda,
- die kenianische Friedensnobelpreisträgerin, Biologin und Feministin Wangari Muta Maathai