Miriam Makeba (1932 – 2008) – “Mama Africa”

Miriam Zenzi Makeba, die von ihren Landsleuten „Mama Africa“ genannt wurde, kam am 4. März 1932 in einem innerstädtischen Township im Osten von Johannesburg als jüngstes von sechs Kindern zur Welt. Die ersten sechs Monate erlebte das Kind mit ihrer Mutter im Gefängnis, denn Frau Makeba hatte heimlich Bier gebraut und verkauft – was für Schwarze verboten war – und konnte die Geldstrafe nicht bezahlen. Der Vater arbeitete als Verwaltungsangestellter und Lehrer, die Mutter nach der Freilassung aus dem Gefängnis als Küchenhilfe in einem Haushalt von Weißen nahe Pretoria. Als Miriam fünf Jahre alt war, starb der Vater an Hepatitis. Das Kind lebte fortan bei der Großmutter, während die Mutter weiterhin als Hausangestellte fernab von der Familie für deren Lebensunterhalt sorgte.

Mirima Makeba erfuhr die rassistischen Schikanen, Beleidigungen und Ungerechtigkeiten gegen ihr Volk von Kindheit an am eigenen Leib und ihre Musik spiegelte ihre persönlichen Erfahrungen und die Leiden der schwarzen Menschen in Südafrika wider.

Die sogenannte „Apartheid“ Südafrikas war ein Konzept der Rassentrennung, das von den Weißen in Südafrika eingeführt wurde. Im 17. Jahrhundert nahmen holländische Kaufleute und Siedler (sogenannte Buren) südafrikanisches Land in Besitz, vertrieben mit kriegerischen Mitteln die einheimische Bevölkerung der Khoisan und Xhosa und führten die Sklaverei auf ihren Plantagen ein. Auch Hugenotten, die aufgrund ihrer Religion aus Frankreich flohen, siedelten dort und brachten den Weinbau mit. Um 1806 errichteten die Engländer in Südafrika eine britische Kronkolonie und verfügten 1833 die Abschaffung der Sklaverei, was vielen Buren die Existenzgrundlage entzog. Die Buren zogen weiter nordwärts und gründeten die Burenrepubliken, unter anderem die Südafrikanische Republik. Wegen der Entdeckung von Diamanten und Gold führten Engländer und Buren erbitterte Kriege. Schließlich gewannen die zahlenmäßig stärkeren Engländer und die Burenrepubliken wurden in das britische Empire eingegliedert. Um die Buren zu befrieden, stimmten die Engländer im Friedensvertrag deren diskriminierenden Reglementierungen gegenüber Schwarzen zu und schränkten die Rechte der nicht-weißen Bevölkerung drastisch ein.

Nach dem 2. Weltkrieg konnte die weiße Bevölkerung ihre Macht festigen, die radikale Rassentrennung, als sogenannte „Apartheid“ bekannt, war in allen Lebensbereichen durchgesetzt. Die schulische Ausbildung für afrikanische Kinder, so auch für Miriam Makeba, beschränkte sich auf die Kultur und Geschichte Englands, über ihre eigene Stammesgeschichte erfuhren die Kinder nichts. Makeba schreibt in ihrer Birografie: “Die Weißen müssen ihren Landraub rechtfertigen und behaupten deshalb, wir seien minderwertig…. das stünde schon in der Bibel. Sie beanspruchten den Besitz unseres Landes und unseres Lebens…“ (S. 29) So beschreibt sie auch die diskriminierende Wirkung von Zuschreibungen, zum Beispiel dass Buren die Afrikanerinnen „Kaffern“ bezeichneten, was soviel wie „Heiden“ bedeutet. Makeba vergleicht das Wort „K“ mit dem Wort „N“ für schwarze Amerikaner*innen. Aus ihrer Sicht behielten die Einheimischen trotz der Unterdrückung ihre kulturellen Traditionen und religiösen Bräuche bei und akzeptierten gleichzeitig christliche Religionen wie auch den Islam. Miriam Makeba wurde protestantisch getauft.

Als Kind sang Miriam Makeba, die zwar schmächtig war aber eine schöne und kräftige Stimme besaß, im Kirchen- und Schulchor in den Sprachen Afrikaans (Sprache der Buren) und Englisch, aber auch in den einheimischen Sprachen der Xhosa, Sotho und Zulu. Damals erkannte das Mädchen, dass Musik eine magische Wirkung hat und traurige Menschen froh macht. „Sie greift tief in mein Inneres und rüttelt mich auf. Ich were unruhig… und ich fange an, in die Hände zu klatschen. Mein Körper fängt an, sich zu bewegen und es ist so, als sei ich besessen.“(S. 24)
1950 heiratete Miriam Makeba einen Mitschüler, aus der Beziehung ging die einzige Tochter mit Namen Bongi hervor. Wegen gewaltsamer Ausbrüche gegen seine Frau wurde die Ehe jedoch nach kurzer Zeit geschieden.

Die musikalische Laufbahn begann für Miriam Makeba als Sängerin in der südafrikanischen Gruppe „Cuban Brothers“ und in der Jazzband „Manhatten- Brothers“, mit der sie 1953 ihre erste Single als Solistin aufnahm. 1956 gründete sie die Gesangsgruppe „The Skylards“ (deutsch etwa: die Lerchen), die nur aus Frauen bestand. Der amerikanische Dokumentarfilmer Lionel Rogosin wurde auf sie aufmerkam und gab ihr eine kleine Rolle in dem Anti-Apartheid-Film „Come Back Africa“, der in Venedig gezeigt und international gefeiert wurde. Bekannte Produzenten des Kultur-Business wurden dadurch auf sie aufmerksam und luden sie in die USA ein.

Die Reise von Miriam Makeba in die USA wurde ein großer Erfolg. Harry Belafonte half Makeba nicht nur, in der Musikwelt Fuss zu fassen, sondern brachte sie mit vielen Künstler*innen wie Sidney Poitier und Miles Davis zusammen. Mit Harry Belafonte spielte sie die Platte „An Evening with Belafonte and Makeba“ ein, für die sie als erste afrikanische Musikerin einen Grammy erhielt. Damals begann ihre Weltkarriere, wobei die Künstlerin ihre Bodenhaftung niemals verlor und das Leben der Schwarzen in Afrika zum Thema ihrer Songs machte. Makeba wollte, wie sie oft betonte, sie selbst bleiben und sperrte sich gegen die damaligen Moden der Schwarzen in den USA, ihre Haare zu glätten oder ihre Gesichtsfarbe aufzuhellen, um den Weißen ähnlich zu sein. Mit ihrer Natürlichkeit schuf sie einen neuen afrikanischen Trend in den USA. Alle wollten das afrikanische Xhosa-Mädchen hören, das nach dem Nachrichtenmagazin Newsweek „mit der rauchigen Stimme und der feinen Phrasierung von Ella Fitzgerald…singt“. (S. 125)

Unterdessen erlangten mehrere afrikanische Kolonien die Unabhängigkeit, während das Apartheid-Regime in Südafrika die Zwangsherrschaft gegen die schwarze Bevölkerung verschärfte. Nelson Mandela wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und auf Robben Islands inhaftiert. Während des schrecklichen Massakers von Sharpeville 1960 hatten viele schwarze Menschen, auch Miriam Makeba, Verwandte verloren, der ANC (African National Congress) wurde verboten. Die Freiheitsbewegungen in Afrika aber auch der Kampf gegen den Apartheidstaat in Südafrika stießen auf große Sympathie in den Vereinigten Staaten und als Afrikanerin stand Miriam Makeba bald im Mittelpunkt dieses Interesses. Gleichzeitig wuchs auch in den USA der Kampf gegen Rassentrennung und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung und die Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King erstarkte.

Miriam Makeba wollte für ihre Brüder und Schwestern in Afrika ihre Stimme erheben, fühlte sich jedoch nicht als Politikerin. Und trotz der großen musikalischen Erfolge in den USA verspürte sie Heimweh nach ihrer Tochter Bongi, die bei der Großmutter in Südafrika geblieben war und holte ihr Kind zu sich in die USA. Kurz darauf starb die geliebte Mutter. Trotz Bitten erhielt Miriam Makeba von der südafrikanischen Regierung keine Erlaubnis, an der Beerdigung teilzunehmen, indem ihr ein Visum verweigert wurde.

1963 sprach die Sängerin erstmals vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen und verlangte in ihrer Rede den Boykott des südafrikanischen Apartheid-Regimes. In ihrer Biografie schreibt sie, dass sie seit dem Auftreten vor dem UN-Sonderausschuss den Eindruck hatte, ihr Leben habe sich verändert. Fortan wurde sie nicht mehr nur als afrikanische Sängerin wahrgenommen, sondern als Symbol ihres unterdrückten Volkes. Das hatte schwere Folgen: 1964 wurde ihr von der südafrikanischen Regierung die Staatsbürgerschaft aberkannt und ihre Schallplatten in Südafrika verboten. Der Weg in die Heimat war für Miriam Makeba fortan versperrt.

Den „Großen Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ mit Martin Luther King an der Spitze der Bürgerrechts-Bewegung verfolgte Miriam Makeba 1963 von Los Angeles aus. Dort war sie wegen einer Krebserkrankung in Behandlung, die sie nach Monaten voller Todesangst endlich besiegte. Im selben Jahr wurde John F. Kennedy ermordet, auch für Makeba ein erschütterndes Ereignis. Ein Jahr zuvor hatte sie zum Geburtstag des Präsidenten auf seine persönliche Einladung hin ein afrikanisches Lied gesungen.

Die Bewegung für Freiheit erstarkte auch in Afrika. Inzwischen wurde Miriam Makeba nicht nur zu Konferenzen der neu gegründeten Organisation für Afrikanische Einheit (OAU), sondern auch zu Feiern der neuen Unabhängigkeit afrikanischer Staaten eingeladen, u.a. nach Äthiopien, Kenia, Guinea und Ghana, wo sie überall auf großes Interesse an ihrer Musik und an ihrem Engagement gegen die Apartheid stieß.

1965 schildert Miriam Makeba als ein schweres Jahr für Schwarze. In Südafrika wurde die rassistische Unterdrückung immer unerträglicher und in den USA war Malcom X erschossen worden. Er war einer der ersten amerikanischen Schwarzen, der sich bemüht hatte, alle Menschen afrikanischen Ursprungs – die Bewohner des afrikanischen Kontinents und die Nachkommen derer, die als Sklaven von Afrika verschleppt worden waren – zu vereinen. Die herrschende weiße Gesellschaft in den USA hatte die Schwarzen seit ihrer Gründung rassistisch ausgegrenzt und unterdrückt, auch der Hollywood-mainstream hatte die Schwarzen als primitive Menschen dargestellt. Makeba beschreibt, wie die rassistische Herabwürdigung allmählich bröckelte und die schwarze Kultur begann, sich u.a. in der Popmusik und in der Mode durchzusetzen. 1967 landete Miriam Makeba mit dem Album „Pata Pata“ ihren ersten weltweiten Verkaufsschlager, sie selbst bewertete das Lied allerdings als eines ihrer unbedeutendsten.

Aufgrund eines politischen Missverständnisses brach die Freundschaft zwischen Harry Belafonte und Miriam Makeba auseinander und die Musikerin konnte fortan nicht mehr mit der Unterstützung durch Belafonte rechnen. Makeba suchte nach Auswegen und reiste mit ihren Musiker*innen nach Guinea, wohin Präsident Sékou Touré sie eingeladen hatte.
Während ihres Aufenhaltes in Guinea lernte sie den zehn Jahre jüngeren schwarzen Bürgerrechtler Stokely Carmichael kennen, Vorsitzender des Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC). Miriam Makeba wusste, dass Stokely Carmichael als Exponent der Black Power in den Vereinigten Staaten als radikal und gefährlich galt, aber sie hatte nichts an ihm auszusetzen und fragte sich: „Warum sollte die Macht nicht in den Händen von Schwarzen liegen?“(S. 207)

Als Miriam Makeba Stokely Carmichael 1968 heiratete, war er noch im SNCC aktiv. Bald erfuhr Makeba, wie sehr sie mit dieser Heirat das Establishment New Yorks brüskierte. Viele ihrer Verträge wurden gekündigt, nur Marlon Brando feierte den Star weiterhin in Hollywood.
Als 1968 Martin Luther King erschossen wurde, endete die Vision der gewaltlosen Befreiung von Rassismus und Unterdrückung vieler Schwarzer in den USA. Auch für Stokely Carmichael war das Prinzip der Gewaltfreiheit gescheitert, er blieb ein führender Vertreter der Black Power und prägte den Begriff „institutioneller Rassismus“.

Makeba war inzwischen Großmutter eines Enkels. Ihre Tochter Bongi Makeba trat als angehende Sängerin und Songwriterin auch mit ihrer Mutter auf und wurde gefeiert. Sie wandte sich jedoch nach einigen Jahren vom Musikbusiness ab, heiratete einen schwarzen jungen Mann und zog sich ins Privatleben zurück. Dieser Schritt war für Miriam Makeba schwer nachvollziehbar, es überwog jedoch die Freude an dem Enkelkind.

Das politische Aufbegehren von Schwarzen in den USA radikalisierte sich und die Stimmung gegenüber der Schwarzen Bewegung wurde zusehends feindlicher. Jeder Schritt von Makeba und Carmichael wurde durch das FBI überwacht, Konzerte wurden abgesagt und Verträge gekündigt. Für die eben noch gefeierte Sängerin Miriam Makeba war das ein herber Schlag, denn sie war sich keines Vergehens gegen die amerikanische Gesellschaft bewusst. Ihre Proteste hatten sich ausschließlich gegen die Apartheid in Südafrika gerichtet. Als Ihre Schallplattenfirma sie fallen ließ, war das der Startschuss, am anderen Ort neu zu beginnen.

Nicht nur Guinea, sondern auch andere afrikanische Länder hatten das Angebot gemacht, mit Diplomatenpässen die Künstlerin aufzunehmen. Makeba wählte Guinea als Standort, wo ihr Freund Sékou Touré sie und Stokely Carmichael herzlich aufnahm. Es begann eine rege Reisezeit als gefeierte Sängerin in Afrika und Europa; in die USA reiste sie nur, um ihre Tochter und deren beide Kinder zu besuchen. Stokely Carmichael hatte inzwischen die „African People`s Revolutionary Party“ gegründet und war wegen seiner radikalen politischen Haltung auch in Europa kein gern gesehener Gast. Hinzu kam, dass wegen der nach wie vor bestehenden Abhängigkeiten afrikanischer Staaten von ihren alten Kolonialmächten, Makeba und Carmichael auch in einigen afrikanischen Staaten unerwünscht waren, was einem Berufsverbot der Künstlerin in diesen Ländern gleichkam.

Dem Amerikaner Carmichael war die Kultur Afrikas fremd, während Miriam Makeba als Afrikanerin die Besonderheiten afrikanischer Kulturen achtete und ihrem Mann näher brachte:“ Wir wissen, was unsere Vorfahren tun können, wenn wir sie ignorieren. Deshalb bringen wir ihnen unsere Ehrfurcht durch Opfer zum Ausdruck… Wir wissen, dass bestimmte Tiere und Orte mehr bedeuten, als es den Anschein hat. Deshalb respektieren wir sie“. (S. 245)

Malaria und Choleraepidemien wüteten in vielen Ländern Afrikas, auch Carmichael erkrankte schwer und erholte sich nur langsam. Die Unabhängigkeit der afrikanischen jungen Staaten war fragil. Des öfteren gab es Versuche einer Invasion oder eines Umsturzes, die auch Makeba direkt erlebte und als Folge den Umgang mit Handfeuerwaffen zur Verteidigung erlernte. Nach einigen politischen Scharmützeln kam sie zu dem Schluss, dass Guinea sie zwar freundlich aufgenommen hatte, dieses Land aber nicht ihre Heimat war. „Meine Heimat ist Südafrika. Und deshalb muss ich mir die beängstigende Frage stellen: werde ich je nach Hause zurückkehren dürfen?“ (S. 251)

Noch einmal trat Miriam Makeba 1975 – dieses Mal für Guinea – vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen auf und prangerte die Apartheid in Südafrika an.
Der Aufstand von Soweto 1976 von Schülerinnen und Studentinnen war ein Fanal für die erstarkende Widerstandsbewegung in Südafrika. Er entzündete sich an der Direktive der Regierung, den Unterricht auf Afrikaans statt auf Englisch abzuhalten. Fünfhundert junge Menschen starben im Feuerhagel der Polizei, Soweto wurde zum Symbol des Kampfes gegen Apartheid. Bis heute erinnert der Soweto-Day – heute Youth Day – als Nationalfeiertag an dieses Ereignis.

Miriam Makeba unterstützte als Musikerin die Widerstandsbewegung. Sie hatte den Eindruck, immer besser ihre politische Mission zu erfüllen und nicht mehr „Amateurdiplomatin“ zu sein, wie sie schreibt. Mit Diplomatenpässen von acht Ländern konnte sie in viele Staaten reisen und Konzerte geben. Inzwischen war es zur Tradition geworden, dass Miriam Makeba bei den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten der jungen Nationen als Sängerin auftrat. Sie stellte sich auf die Seite der unterdrückten Nationen und äußerte sich zunehmend auch gegenüber den USA kritisch:“In Washington will man nicht auf das Uran aus Südafrika verzichten. Militärflugzeuge müssen gebaut werden, und das dafür benötigte Rohmaterial kommt aus Südafrika. Die Schwarzen sind die Arbeitssklaven. Sie sterben. Man gönnt unseren Kindern keine Schulbildung…“(S. 327)

Inzwischen war ihre Tochter Bongi zum dritten Mal schwanger. Bereits als junge Frau hatte sie eine psychische Störung und konnte sich nie wieder von ihrer Krankheit erholen. Sie starb 1985 mit 36 Jahren nach der Geburt ihres dritten Kindes. Der Tod der Tochter war die einschneidenste Erfahrung im Leben von Miriam Makeba.

1978 wurde die Ehe von Makeba geschieden, Carmichael hatte eine jüngere Frau kennengelernt und geheiratet. Nach dem Tod ihrer Tochter zog Miriam Makeba als Zweitfrau von Bageot Bah, Angestellter einer Luftfahrtgesellschaft in Belgien und bekennender Muslim, 1985 nach Brüssel. Von dort begleitete sie den Sänger Paul Simon auf seiner Welt-Tournee und sang mit ihm im Duo. 1988 trat sie zusammen mit Hugh Masekela an Nelson Mandelas Geburtstag, dem 70th Birthday Tribute Concert, in London auf.

Nelson Mandela wurde nach 26 Jahren am 11. Februar 1990 aus der Haft entlassen, kurz darauf das Verbot des ANC aufgehoben. 1993 erzielte der ANC mit der südafrikanischen Regierung de Klerk eine Vereinbarung über freie Wahlen und eine fünfjährige Übergangsregierung der nationalen Einheit. 1994 gewann der ANC die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas mit absoluter Mehrheit und Nelson Mandela wurde zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.

Nach drei Jahrzehnten Exil in den USA, Guinea und Belgien kehrte Miriam Makeba im Juni 1990 auf Bitten von Nelson Mandela nach Südafrika zurück und lebte fortan in Johannesburg.

Es folgten weitere große musikalische Erfolge weltweit: 1991 war sie mit dem Jazztrompeter Dizzy Gillespie auf einer Tour unterwegs, 1992 wurde sie an der Seite von Whoopi Goldberg in der Verfilmung des Musicals „Sarafina“ gefeiert, das von den Soweto-Jugendaufständen handelte. Makeba spielte die Mutter der Titelfigur. 2002 nahm sie an der Dokumentation „Amandla! Eine Revolution in der vierteiligen Harmonie!“ teil, in der sie und andere an die Apartheid erinnerten.
2004 gründete Miriam Makeba den „ZF Makeba Trust“, zu dem das „Miriam Makeba Rehabilitation Centre für Abused Girls“ gehört, das missbrauchten Mädchen Schutz bietet.

Am 26. September 2006 erklärte Miriam Makeba ihren Abschied von der Bühne. Ihre letzte Welt-tounee führte sie durch die USA, Kuba, Brasilien, Venezuela, Skandinavien und Deutschland, am 25. Mai gab sie auf dem 18. Africa Festival in Würzburg ihr letztes Konzert in Deutschland.
Es heißt, Makeba habe bereits seit längerem an schwerer Bronchitis gelitten, aber dennoch mit einem ihrer Enkel an einem neuen Album gearbeitet.

Am 9. November 2008 trat Miriam Makeba auf einem Benefizkonzert für den von der Camorra bedrohten Schriftsteller und Journalisten Roberto Saviano in Castel Volturno in Italien auf. Kurz nach ihrem Auftritt erlitt sie einen Herzinfarkt und verstarb am 10. November im dortigen Krankenhaus. Ihre Asche wurde dem Meer übergeben.

Als Musikerin und Komponistin schrieb und sang Miriam Makeba unzählige Songs, sie sang meist in Englisch oder Xhosa, aber auch in zahlreichen anderen südafrikanischen Sprachen. Ihre Songs enthalten Elemente der traditionellen Musik des südlichen Afrika, aber auch der westlichen Pop-, Jazz- und Folkmusik, mit Mas que nada interpretierte die Künstlerin auch brasilianische Lieder.

Miriam Makeba erhielt viele Ehrungen, hier eine Auswahl:
1966: Grammy Award (zusammen mit Harry Belafonte)
1968: Dag Hammarskjöld-Friedenspreis
1986: Commandeur des Arts et des Lettres, Frankreich
1996: Kora All African Music Award für ihr Lebenswerk
2001: Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold
2002: Ehrendoktorwürde der University of South Africa
2011: Benennung einer Grundschule in Berlin-Moabit als Miriam-Makeba-Grundschule

Quellen:
Alle Zitate aus: Miriam Makeba/James Hall, Homeland Blues, Ein farbiges Leben, Goldmann 1987
Zeit Online 10.11.2008
Wikipedia 2021

Autorin: Anna Barbara Dell