Deutsche Kolonialverbrechen in Tansania – Steinmeier bittet um Verzeihung

Am Mittwoch 1. November 2023 legte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Denkmal für die Widerstandskämpfer des antikolonialen Maji-Maji-Krieges einen Kranz nieder. Zirka 300 000 Afrikaner*innen starben in dem brutalen Vernichtungskrieg der deutschen Kolonialmacht. Steinmeier traf Nachfahren von Chief Songea Mbano, der 1906 zusammen mit anderen Widerstandskämpfern öffentlich von den Deutschen hingerichtet worden war. Sein Schädel ist bis heute in Deutschland verschollen.

Der Bundespräsident schrieb ins Gästebuch der Gedenkstätte: „Ich verneige mich vor den Helden des Maji-Maji-Krieges und trauere um alle Opfer der deutschen Kolonialherrschaft.“

“Es beschämt mich, was deutsche Kolonialsoldaten Ihrem Ahnherrn, seinen Mitkämpfern und vielen anderen im Gebiet des heutigen Tansania angetan haben. Ich bitte um Verzeihung und ich möchte Ihnen versichern, dass wir Deutsche mit ihnen nach Antworten suchen werden auf die offenen Fragen, die Ihnen keine Ruhe lassen.”
Zu ergänzen wäre, dass die Kolonialsoldaten im Auftrag Deutschlands handelten und dass Deutschland für diesen Genozid verantwortlich ist. Ob die drängenden Fragen der Restitution und der Entschädigung vorangetrieben werden, bleibt in der Verantwortung der Bundesregierung.

“Es ist wichtig, dass wir dieses dunkle Kapitel gemeinsam aufarbeiten, dass wir das Wissen vor allem in meinem Land darüber vergrößern und dass wir Formen finden, in denen wir gemeinsam mit dieser belastenden Vergangenheit umgehen“.
Schulbildung ist in Deutschland Aufgabe der Bundesländer. Daneben sind Museen und Gemeinden aufgefordert, ihren Beitrag zur Erinnerung an deutsche Kolonialverbrechen zu leisten.

Der Bundespräsident versprach den Nachfahren, den Schädel des Chief Songea Mbano in Deutschland zu finden und nach Tansania zurückzuführen. Darüber hinaus versprach er eine gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit u.a. in Schulen, Universitäten und Museen. Für das Jahr 2024 ist eine gemeinsame Ausstellung „History of Tanzania“ in Deutschland und Tansania geplant.

Die deutsche Kolonialherrschaft auf dem Gebiet des heutigen Tansania (und Teilen der Staatsgebiete von Burundi und Ruanda) dauerte von 1885 bis 1918. Sie war von Beginn an mit Morden und Grausamkeiten verbunden, z.B. durch Carl Peters, Hermann Wissmann, und Theodor Bumiller. Wenig bekannt ist bis heute der Maji-Maji-Krieg (1905-1907), in dem sich die Bevölkerung gegen die brutale Unterdrückung und Zwangsarbeit auflehnte. Er wurde mit einem Völkermord niedergeschlagen.

Beitragsbild: Baumwolle aus Deutsch-Ostafrika, Koloniales Bildarchiv. Die deutsche Kolonialmacht zwang die Bevölkerung, Baumwolle für den Export anzubauen.

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