Teil unserer Geschichte

Geschichtswissenschaft, Politik und Museen haben lange Zeit die deutsche Beteiligung am Kolonialismus tabuisiert, bagatellisiert und beschönigt. Erst vor wenigen Jahren haben ernsthafte Bemühungen begonnen, sich der Vergangenheit zu stellen. Für eine Aufdeckung der historischen Tatsachen setzen sich seit einiger Zeit Initiativen an vielen Orten Deutschlands ein. Wir wollen auch in Mannheim zur Aufarbeitung und zu einer Diskussion über die Verantwortung Deutschlands beitragen und insbesondere auf lokale Bezüge in unserer Stadt hinweisen.

Ab dem 16. Jahrhundert besetzten europäische Staaten Gebiete auf anderen Kontinenten und unterwarfen deren Bevölkerung für die Anlage von Plantagen, die Auswanderung von Siedlern und Siedlerinnen sowie den Abbau von Rohstoffen. Als Arbeitskräfte wurden Millionen afrikanische Sklavinnen und Sklaven über den Atlantik nach Amerika gebracht. Davon profitierten auch deutsche Kaufleute und das Kurfürstentum Brandenburg mit der Festung Groß Friedrichsburg im heutigen Ghana. 1884 besetzte das Deutsche Reich Land in Afrika, im Westpazifik, Mikronesien und China und etablierte dort bis zum ersten Weltkrieg Kolonien mit einem rassistischen Herrschafts- und Ausbeutungssystem.

Der Aufstieg Mannheims als aufstrebende Handels- und Industriemetropole des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ist eng mit der Kolonialwirtschaft verbunden. Mannheimer Firmen profitierten von der kolonialen Ausbeutung, Personen aus Mannheim waren an massgeblicher Stelle an der Errichtung und Absicherung der Kolonialherrschaft beteiligt. Die Reiss-Engelhorn-Museen besitzen große Bestände von Kunst- und Kulturgütern, die in den Kolonien geplündert wurden.

Die Kolonialgeschichte wirkt bis in die Gegenwart hinein. Der koloniale Raubbau an Mensch und Natur bildet bis heute die Grundlage der andauernden globalen Ungerechtigkeit und der ungleichen Verteilung von Reichtum, Ressourcen und Macht. Die von den Kolonialisten in Umlauf gesetzten rassistischen Menschenbilder sind nicht verschwunden, sondern werden von rechten Bewegungen wieder neu belebt. Wir sind überzeugt, dass sie nur überwunden werden können, wenn wir uns mit ihrer Entstehung auseinandersetzen.

Beitragsfoto: Exa, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

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