Das Überseemuseum Bremen (ca 3000 Alltags-, Kunst- und Ritualgegenstände außereuropäischer Kulturen): In verschiedenen Veranstaltungsformaten und Führungen setzt sich das Übersee-Museum Bremen mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinander. Vorträge geben Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung.

In der Ausstellung: ,Auf den Spuren des deutschen Kolonialismus in Afrika‘ kommen u.a. der Völkermord an den Herero und seine Folgen sowie die politische Situation in Kamerun zur „Zeit der Deutschen“ zur Sprache. Es werden sowohl Bezüge zur Vergangenheit des Museums als auch Bremens hergestellt.
Foto: Matthias Haase, ÜCC BY-SA 4.0
In einer feierlichen Zeremonie hat das Bremer Übersee-Museum im Februar 2022 acht menschliche Schädel, die im 19. und 20. Jahrhundert von Forschern entwendet wurden, an Vertreter einer Delegation aus Hawaii übergeben. Bereits vor zehn Jahren gab das Übersee-Museum aus eigener Initiative zwei Maori-Köpfe an das Te Papa Museum in Wellington zurück.

Das Museum Natur und Mensch Freiburg (ca 20.000 Alltags- , Kunst- und Ritualgegenstände außereuropäischer Kulturen) zeigt noch bis 22. Januar 2023 die Ausstellung: Handle with care – Sensible Objekte der Ethnologischen Sammlung“.
Eine weitere Ausstellung: “Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!” gibt es bis Mitte 2023 im Augustinermuseum. Die Provenienzen ausgewählter Einzelstücke werden per Video erläutert oder sind digital einsehbar. Forschungsprojekte sind beschrieben.
Bildschirmfoto Webseite Museum Natur und Mensch Freiburg
Das Lindenmuseum Stuttgart ist ein Landesmuseum in gemeinsamer Trägerschaft der Stadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg (25.300 Inventareinträge)
In der Sonderausstellung „Schwieriges Erbe“ ging das Linden-Museum Fragen des Umgangs mit Sammlungsgut aus der Deutschen Kolonialzeit, v.a. in Bezug auf Württemberger Akteure und der künftigen Rolle von ethnologischen Museen nach. In den Dauerausstellungen, z.B. Ozeanien, erläutern Hinweisschilder – soweit erfasst – die Provenienz der gezeigten Kulturgüter.
Auf der Webseite finden sich alle Gegenstände, die im Museum ausgestellt sind. In ihrer Stellungnahme zur Restitution beleuchtet das Museum seine Rolle „kulturelle Hierarchisierung zwischen Europa und dem „Rest der Welt“ zu verfestigen“. Die Geschichte des Museums ist einschließlich der NS-Zeit dargestellt.

Das Linden-Museum erforscht gemeinsam mit Vertreterinnen der Länder, aus denen die Kulturgüter stammen, Wissenschaftlerinnen aus aller Welt und interessierten Stuttgarter*innen „die Wissenskontexte um unsere Sammlungen“. Der Audioguide “Kritischer Perspektivwechsel” von Linda Addae macht darauf aufmerksam, wie Kolonialismus und seine Kontinuitäten die Lebensrealitäten von BIPoC (Black Indigenous People of Color) immer noch maßgeblich beeinflussen.
Bildschirmfoto Webseite Lindenmuseum: Weltkarte mit farbigen Pins, welche die die Anzahl der Orte angeben, aus denen Museumsobjekte stammen. Bei den einzelnen Orten sieht man die Zahl der Objekte, die ihnen je zugeordnet sind und kann die Ergebnisse aufrufen.
Das Hamburger Museum am Rothenbaum MARKK (eines der größten ethnologischen Museen Europas, allein die Ost- und Südostasienabteilung verfügt über ca 40 000 Alltags- , Kunst- und Ritualgegenstände) zeigte 2022 die Ausstellung „Hey Hamburg, kennst Du Duala Manga Bell?“ zu den Themen Rassismus, Kolonialismus und Erinnerungskultur,
sowie die Ausstellung „Benin. Geraubte Geschichte“.
Das Markk restituierte im März 2019 zwei Grabwächterfiguren, an die Republik Korea, weil sie illegal exportiert waren.
Bildschirmfoto der MARKK- Webseite am 9.1.23


Das Völkerkundemuseum der Stadt Lübeck (ca 30.000 Alltags- , Kunst- und Ritualgegenstände außereuropäischer Kulturen) thematisierte 2022 in drei Ausstellungen und Veranstaltungen die gemeinsame Geschichte von Afrika und Lübeck mit dem Schwerpunkt Kolonialismus. Es wird ein Bogen vom Sklavenhandel über die Industrialisierung und Kolonialwaren bis zum heutigen Fair Trade gespannt. Auf der Webseite findet sich ein Projekt: „den Stimmen der afrikanischen Migrant:innencommunity Gehör verschaffen…“ Interdisziplinäre Tagungen und Online–Treffen wurden veranstaltet. Die Webseite bietet einen interaktiven Stadtplan, der zu Orten des Kolonialismus und anderen Spuren afrikanischer Geschichte und Gegenwart in Lübeck führt. „Drossila Igouwe, Doktorandin und Gastwissenschaftlerin in der Völkerkundesammlung, ist mit Abbildungen der Lübecker Objekte nach Äquatorial-Guiniea gereist und hat erforscht, welche Rolle die Objekte heute noch im Volksglauben spielen. “Viele ihrer eigenen Kulturschätze können sie heutzutage nur in den Museen der ehemaligen Kolonialstaaten betrachten”, sagt Lars Frühsorge, Leiter der Völkerkundesammlung. “Sie sind Teil der Geschichte dieser Länder und sollten daher auch Teil der Bewahrung des Kulturgutes durch diese Länder sein.“
Bildschirmfoto https://vks.die-luebecker-museen.de
Zusammenstellung: M. Würstlin Jan.23
Beitragsbild: Bildschirmfoto https://rautenstrauch-joest-museum.de/I-MISS-YOU, 12.01.23