Auf ihrer Homepage präsentieren die Reiss-Engelhorn-Museen (rem) erstmals sichtbar Schritte, um ihr umfangreiches Sammlungsgut aus der Kolonialzeit aufzuarbeiten und auf die „Dekolonisierung der Museumsarbeit“ hin zu arbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind laut rem diese folgende Schritte notwendig:
- Neue Ausstellungsformate in Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften
- Erforschung der Herkunftsgeschichte der Kulturgüter – Provenienzforschung
- Aufbau von Netzwerken.
Schade, dass Restitution, die Rückgabe von Raubgut aus der Kolonialzeit, nicht erwähnt wird.
Auf den Seiten der rem finden sich jetzt kurze Zusammenfassungen über einzelne Sammlungen wie bspw. aus Togo oder Australien mit einigen wenigen Fotos. So kann man sich ein erstes Bild machen von den kunstvollen Kostbarkeiten, die in den Depots der rem lagern. Interessante Podcasts informieren über das ‚koloniale Erbe‘. Wir sind gespannt auf die neuen Ausstellungsformate.
Rückgabe von Ahnenschädeln an Maori
Umso erfreulicher ist die Rückgabe von drei Ahnenschädeln der Maori an das Neuseeländische Nationalmuseum. Die Nachfahren lehnen jegliche Ausstellung bzw. Aktivitäten an den Köpfen ihrer Ahnen ab und fordern sie zurück. Die Rückführung steht im Rahmen einer deutschlandweiten Reihe von Repatriierungen nach Neuseeland.
Am Donnerstag, den 25. Mai 2023 laden die Reiss-Engelhorn-Museen um 18 Uhr in Zusammenarbeit mit dem neuseeländischen Nationalmuseum Te Papa Tongarewa zu einer Podiumsdiskussion ein. Es gibt Informationen über die toi moko, ihren Weg in europäische Sammlungen und über die große Bedeutung die Rückführung für die Māori. Anlass ist die bevorstehende Rückgabe von drei mumifizierten Ahnenschädeln der Maori nach Neuseeland. Die Veranstaltung findet in großen Teilen auf Englisch im Anna-Reiß-Saal im Museum Weltkulturen D5 statt. Der Eintritt ist frei.
In den ethischen Richtlinen für Museen wurde bereits 2003 eingefordert, sensible Exponate in einer Art und Weise aufzubewahren, die vereinbar ist mit „den Interessen und Glaubensgrundsätzen der Gemeinschaft, ethnischer oder religiöser Gruppen, denen die Objekte entstammen“. Nachdem in den rem die Unrechtmäßigkeit von Depotlagerung und Ausstellung der einst geraubten menschlichen Körperteile aus der Kolonialzeit erkannt wird, werden sicher auch weitere Ahnenschädel aus Ozeanien, Neuirland /Melanesien, Neubritanien, Neuguinea, Nord- und Südamerika ihren Nachfahren übergeben, damit sie endlich ihre Totenruhe finden können
Noch 2020 hielten die rem an der Erforschung dieser „wissenschaftlich wertvollen Archive der Kultur- und Naturgeschichte des Menschen“ fest. (siehe Stephanie Zesch, Wilfried Rosendahl : Menschliche Überreste und ihre moderne Erforschung. Methoden.)